Unterwassertrubel

„Puh, kannst du mir mal verraten, warum wir jetzt zum Waldsee hetzen müssen?“, fragte Zwitschi und kreiselte aufgeregt um Puhs Kopf herum. „Kann ich, aber ich fürchte du willst es nicht hören. Einer von uns hat dort gestern mein gelbes Halstuch im Schilf verloren.“ „Wie schön, dass du keinen Namen nennst“, maulte der kleine Vogel. Aber niemand wusste besser als er, wer der eine von ihnen war. „Los schneller, es fängt gleich an zu regnen“, drängelte der Wichtel. „Na dann steig auf meinen Rücken, da sind wir im Nu da“, schlug der Vogel vor, der ein schlechtes Gewissen hatte. Puh nahm das Angebot an und kuschelte sich, nachdem er sich drei Mal in die Nase gekniffen und Fluggröße erreicht hatte, in Zwitschis Gefieder. War das weich und gemütlich. Wie auf Wattewolken schwebte der Zwerg durch den Wald dahin. Der Wind spielte mit seiner Zipfelmütze und Puh musste lächeln, als er die drei Hasenkinder unter sich, fröhlich quietschend Gummitwist spielen sah. „Du kannst landen, ich Hab’ mein Tuch gerade entdeckt! Dort im Schilf hängt es!“, rief er kurze Zeit später. „Musst du so rumschreien, mir platzt noch das Trommelfell“, beschwerte sich der kleine Vogel und geriet etwas aus der Flugbahn. „Zwitschi, Achtung, wir haben Schräglage!“, war Puh entsetzt. „Schrei mir noch mal ins andere Ohr, dann stimmt’s wieder“, sagte der Vogel trocken und landete im Schilf. Puh stieg mit wackeligen Knien von Zwitschis Rücken herunter und schnappte sich, nachdem er durch drei beherzte Kniffe in die Ohren wieder Zwergengröße erreicht hatte, das Halstuch. „So da haben wir es! Toll Zwitschi! Das ist aber schön dreckig geworden.“ „Entschuldige, ich werde es persönlich für dich waschen.“ „Aber verschluck dich nicht am Seifenschaum, sonst kommen dir wieder stundenlang Seifenblasen aus dem Schnabel“, sagte der Wichtel und hatte die Hand schon fast an der Nase, da sprangen zwei Frösche aus dem Schilf.

„Hallo Puh, kannst du eigentlich hellsehen? Gerade wollten wir zu dir und dich um Hilfe bitten“, sagte Quaki. „Hellsehen kann ich nicht, ich hab’ nur im Wunderspiegel mein gelbes Halstuch aufblitzen sehen, das mein blau gefiederter Mitbewohner hier deponiert hat, und wollte es holen, bevor es regnet.“ „Aber wir könnten dich trotzdem gut brauchen. Im Unterwasserpalast gibt es nämlich Ärger“, sagte Quaki. „Ärger, wieso?“, fragte der Zwerg verblüfft. „Fisch Schüppchens Wasserball ist verschwunden und er verdächtigt die Palastforellen Schwimmchen und Flösschen ihn gestohlen zu haben“, erklärte Quieki. „Zwitschi, du hast es gehört. Hier wird ein guter Detektiv gebraucht. Ich muss den Fall übernehmen.“ „Dann mach das mal. Der beste Detektiv kann ja leider nicht behilflich sein. Ich kann schließlich nicht abtauchen wie du. Da muss Schüppchen eben mit der zweiten Wahl vorlieb nehmen. Wenn du mich brauchst, ich bin im Zwergenhaus und werde mich um das gelbe Ding hier kümmern.“ Der kleine Vogel nahm Puhs Halstuch in den Schnabel und flog davon. „nicht wieder verlieren“, schrie Puh ihm hinterher. Dann murmelte er resigniert: „Ist ja auch egal ...“

Mit den Fröschen zusammen sprang der Wichtel in den Waldsee. War das eine kalte Brühe. Der Wichtel konnte sich etwas Schöneres vorstellen. Aber wenn sein Rat gefragt war? Da waren ja schon die goldenen Türme und das mit glitzernden Steinen besetzte Dach des Palastes zu sehen. Der Boden des Sees mit seinen wunderschönen Seerosen, Seelilien und Seegräsern rückte immer näher. Sie landeten im weichen Seemoos. Vor Schüppchens Palast kehrten Schwimmchen und Flösschen gerade die Algen von der Treppe. „Hallo ihr beiden, Wir haben uns ja schon lange nicht mehr gesehen. Wie geht es euch?“, fragte Puh. „Schon viel besser, jetzt wo du da bist.“ Der Wichtel wurde rot. Das Vertrauen, das die beiden Forellen in ihn setzten, machte ihn verlegen. „Kommt erst mal mit rein, ihr drei“, sagte Schwimmchen, „ihr müsst unbedingt von meinen frisch gebackenen Keksen probieren.“ „Gern, aber eigentlich ...“, gab der Wichtel zu bedenken. „Eigentlich wollt ihr sie probieren“, fiel ihm Schwimmchen ins Wort, „ihr seid herzlich eingeladen.“ „Nun komm schon Puh, für einen kleinen Imbiss haben wir noch Zeit“, ermunterte ihn Quaki. Die beiden Frösche wussten, wie fabelhaft Schwimmchen die Küche hier unten führte. Sie waren des Öfteren zu Gast im Unterwasserpalast gewesen und hatten kleine Konzerte für die Fische gegeben. Und dabei waren sie stets in den Genuss von Schwimmchens Kochkünsten gekommen. Gemeinsam schwammen sie nun in die Palastküche und versammelten sich um den großen runden Tisch. Flösschen setzte das Teewasser auf. Als der Teekessel lustig vor sich hinpfiff, nahm sie ihn vom Herd und schenkte jedem ein. Schwimmchen hatte inzwischen Schokoladenkekse geholt und sie ließen es sich schmecken. Die Seemuscheln spielten auf ihren Geigen dazu. „Sagt mal, wo steckt denn eigentlich Schüppchen?“, fragte Puh, als er ausgetrunken hatte. „Der lässt sich hier nicht mehr blicken, seit er glaubt, dass wir seinen Wasserball geklaut haben. Er schmollt in seinem goldenen Whirlpool und will nicht wieder herauskommen, bis sich das Diebesgut angefunden hat. Ich fürchte nur, da kann er lange schmollen, denn wir wissen nicht, wo es ist“, sagte Flösschen. „Und wo finde ich die beleidigte Leberwurst?“, fragte der Wichtel. Schwimmchen zeigte mit der Schwanzflosse nach links und Puh ging durch einen Säulengang auf eine große Tür zu.

Vorsichtig klopfte er an. „Lasst mich bloß in Ruhe, sonst lasse ich euch von den Hechten die Schwanzflossen abbeißen!“ „Schüppchen? Bist du das?“, fragte Puh verwirrt, der den Fisch als freundlich in Erinnerung hatte. „Gegenfrage, wer bist du denn? Deine Stimme kommt mir zwar irgendwie bekannt vor, ich kann sie im Moment nur nicht zuordnen.“ „Ich bin’s, Puh und ich wollte den Fall ‚verschwundener Wasserball’ mit verwichteltem Spürsinn lösen.“ „Puh? Was für ein Puh mit verspürtem Wichtelsinn?“, war Schüppchen verwirrt. „Ich sehe schon, du bringst in deiner Aufregung alles durcheinander. Versuchen wir es noch einmal. Ich bin Puh, der Zwerg aus dem Zauberwald und ich wollte dir helfen bei der Suche nach deinem Wasserball.“ Ein kurzes Schweigen entstand. Dann sagte Schüppchen: „Meister Fangarm, öffne die Tür.“ Der Zwerg vernahm ein leises Quietschen. Die Tür wurde von einem dicken Kraken geöffnet. Vorsichtig schlich der Wichtel an ihm vorbei. Er legte keinen Wert darauf in die Nähe seiner Fangarme zu geraten. „Ach du bist das. Jetzt fällt’s mir wieder ein“, sagte Schüppchen, als er Puh erblickte, „du kannst gehen, Meister Fangarm.“ Puh atmete erleichtert auf, als der Krake das Zimmer verließ. „Ich habe gehört, dein Wasserball ist abhanden gekommen?“, fragte der Wichtel vorsichtig. „Ja, ist er und ich habe auch schon einen Verdacht", erwiderte Schüppchen, "Bestimmt haben ihn Schwimmchen und Flösschen gestohlen. Schließlich hat Schwimmchen schon immer gesagt, dass mein Ball so schön glitzert und auch Flösschen hat ihn stets bewundert.“ „Und deswegen verdächtigst du die beiden?", zeigte sich der Wichtel überrascht und runzelte die Stirn, "Ich sehe schon, es bedarf ganz dringend der Ermittlungsarbeit von Detektiv Puh.“ „Ich brauche keinen Schnüfflerwichtel, wenn die Lösung des Falles schon klar auf der Flosse liegt“, winkte Schüppchen ab. „Und ich glaube das kriminalistische Filetstück hat noch einige Gräten. Für die Forellen jedenfalls lege ich meine Hand in die Seenesseln.“ „Dann bist du dir also sicher, dass sie es nicht waren“, sagte Schüppchen. Puh nickte bestätigend: „Fangen wir doch mal mit einer ganz einfachen Frage an: Hast du den Ball vielleicht beim Schwanzflossen-Poker mit den Seekraken verloren und willst es bloß nicht zugeben?“ „Nein, wir spielen immer um Wasserflöhe“, entgegnete Schüppchen und tauchte wütend ab. „Oder wie wär’s damit? Du hast ihn einfach irgendwo im weichen Seesand vergraben und nun findest du ihn nicht mehr“, stellte der Wichtel die nächste Theorie auf. „Jetzt reicht es! Was glaubst du, wen du vor dir hast! Soll ich nach Meister Fangarm rufen?“, polterte der Fisch. „Besser nicht", entgegnete Puh mit leicht zittriger Stimme und fühlte den Pudding in seinen Knien, "Hör mir mal kurz zu, ich möchte dir einen Vorschlag machen: Was hältst du davon, wenn wir beide erst einmal in die Küche gehen. Es müssten noch welche von den Schokokeksen da sein." Schüppchen merkte auf und seine Augen leuchteten: "Sagtest du Schokokekse?" Puh nickte. "Also gut, ich komme mit dir“, sagte Schüppchen und folgte ihm.

In der Palastküche herrschte inzwischen große Aufregung. Jemand war zur Tür hereingebraust und hatte in einem unbeobachteten Moment die restlichen Kekse samt Teller gestohlen. Aber er war so schnell wieder weg, dass ihm keiner folgen konnte. "Du kannst Versprechungen machen", war Schüppchen tief enttäuscht und sah Puh anklagend an. "Woher soll ich das wissen?", verteidigte sich der Wichtel. "Ich denke du bist eine richtige Spürnase, ein echter Schnüffler, ein Meisterdetektiv sozusagen", sagte der Fisch ungerührt. Puh verdrehte die Augen. Er wäre am liebsten ganz weit weg von hier gewesen. „Ob der Kekse-Dieb vielleicht auch meinen Ball hat?“, überlegte Schüppchen unterdessen. „Wie kommst du bloß auf so was?“, fragte Puh. „Na denk doch mal nach, Sherlock Holmes. Die Kekse sind rund, der Ball ist es auch. Vom Teller will ich erst gar nicht sprechen. Da besteht gewiss ein Zusammenhang", gab der Fisch zurück. "Die vielen runden Sachen fahren in meinem Kopf gerade Karussell, aber ich sehe keinerlei Zusammenhänge", grübelte der Wichtel vor sich hin. "Und mir werden eure Umrundungen langsam zu bunt", nahm Flösschen die Sache jetzt in die Hand, oder sollten wir besser in die Flosse sagen? "Na jedenfalls ist es das Beste, wir suchen jetzt den Waldsee nach dem Diebesgut ab. Vielleicht ist dort wo die Beute ist, auch der Dieb nicht weit", mutmaßte sie. "Also gut", kommandierte Puh stolz, "wir rücken alle aus zur Ring-Fahndung im Umkreis des Palastes und treffen uns in einer Stunde wieder hier!" "Einverstanden", sagten die anderen und dann begannen sie ihre Kreise zu ziehen.

Sie teilten das Suchgebiet untereinander auf. Die Frösche nahmen den Seegrasgarten unter die Lupe, die Forellen schwammen ins Seerosenhain und Puh begab sich zusammen mit Schüppchen in das Seelilienparadies. Und wir folgen den Fröschen. Vielleicht haben wir ja Glück? „Glaubst du, dass wir den Dieb stellen?“, fragte Quaki. „Wer denn sonst? Den anderen fehlt doch der Durchblick. Aber wenn wir ihn finden, können wir ihn nicht fangen, weil er viel zu flink ist. Das hat er uns ja schließlich vorhin eindrucksvoll demonstriert. Deshalb sollten wir sofort zur Seespinne gehen und uns ein Netz ausborgen“, schlug Quieki vor. „In die dunkle Grotte? Ich weiß nicht..." „Keine Angst Quaki, die Spinne tut uns nichts.“ Nach wenigen Minuten standen sie vor der finsteren Spinnenbehausung. Die Seespinne saß auf einer Korallenbank und flickte ein paar Löcher, die in ihre alten Netze gerissen waren. „Frag du sie, Quaki, ich hab’ jetzt doch Angst, sie sieht ja fürchterlicher aus, als ich gedacht habe.“ „Kommt nicht infrage Quieki! Wer von uns wollte denn hier her?“ „Daran kann ich mich gerade überhaupt nicht erinnern.“ „Dann will ich deinem Gedächtnis mal auf die Sprünge helfen: Du wolltest in die Grotte und die Spinne fragen ...“ "Was mich fragen?“, erkundigte sich die Spinne und ließ einen besonders dicken Faden aus ihrem fetten Hinterteil schießen. Quieki verdrehte die Augen und wurde vor Schreck ohnmächtig. Quaki dachte: „Der hat’s gut, verabschiedet sich einfach ins Reich der Träume. Da bleibt wieder alles an mir hängen.“ Dann sagte er mit zittriger Stimme: „Wir bitten Sie um eines Ihrer Netze, schöne Frau.“ „Solche Komplimente höre ich selten“, strahlte die Spinne und entblößte eine lange lilafarbene Zunge. „Kein Wunder“, dachte Quaki. Doch er sagte: „Das wundert mich aber.“ Die Seespinne fühlte sich geschmeichelt und ihre schwarzen Äuglein blitzten. Was bin ich doch für ein Charmeur, dachte Quaki, von sich selbst verblüfft. „Ein Netz möchtet ihr also?“, fragte die Seespinne noch einmal nach. Quaki nickte. „Gut, meinetwegen, aber bringt es mir heute Abend zurück. Ich möchte noch auf Wasserflöhejagd gehen.“ „Du kannst wieder aufwachen, sie borgt uns das Netz“, sagte Quaki und stieß Quieki mit dem Fuß an. Der schlug die Augen auf, starrte auf die Spinne und begann am ganzen Leib zu zittern. „Ich weiß gar nicht, warum ihr euch vor mir fürchtet. Hat es sich noch nicht herumgesprochen, dass ich von Fröschen immer Durchfall kriege“, lachte die Spinne. Quaki nahm das Netz an sich und zog seinen schreckensstarren Freund aus der Grotte. Auch ihm war nicht wohl bei dem Gedanken, dass der ein oder andere Frosch bereits den Verdauungstrakt der Seespinne passiert haben musste.

Bald hatten sie wieder den Seegrasgarten erreicht. „Los Quaki, wirf das Netz aus, es hat sich was bewegt“, rief Quieki plötzlich aufgeregt. „Jetzt bist du wieder großartig. Vorhin bei der Seespinne bist du einfach umgekippt ...“ „Quatsch nicht rum und wirf das Netz aus.“ „Wenn ich wüsste wohin?“ „Gleich da hinten, Siehst du’s nicht.“ „Du hast recht, dort ist wirklich etwas!“ Quaki warf das Netz darüber. Sie schauten nach und im Netz hatten sie Schüppchens Wasserball gefangen. „Was macht der denn hier?“ „Vielleicht versteckt der Dieb im Seegras seine Beute“, mutmaßte Quieki. „Dann lass uns nach dem Keksteller suchen. Der müsste ja dann auch da sein, wenn du recht hast.“ Und Quieki sollte recht behalten. Nur wenige Meter entfernt stand der Teller - allerdings leer. „Der hat aber einen Riesenhunger gehabt“, staunte Quaki. Quieki nickte und sah sich misstrauisch um. Hoffentlich hatte dieser Vielfraß keinen Appetit auf Froschschenkel. Doch Quaki riss ihn aus seinen Gedanken: "Wir müssen den Dieb aufspüren“, sagte er bestimmt. "Müssen wir?" hakte Quieki vorsichtig nach. Quaki nickte stumm. "Gut, wenn wir müssen, dann müssen wir wohl", seufzte Quieki ergeben. Beide Frösche hielten nun in unterschiedliche Richtungen Ausschau. Der Übeltäter ließ sich allerdings nicht blicken. „Am besten wir verstecken uns hinter diesem Grasbüschel“, sagte Quieki, „Dann denkt der Dieb, wir sind weg und zeigt sich vielleicht.“ Und so legten sich die Frösche auf die Lauer. Schon bald hatten sie Erfolg. Ein kleiner grüner Wassergeist kam angeschwommen. Quaki warf das Netz über ihn und die Falle schnappte zu. Er zappelte und wollte entkommen. Aber er hatte sich hoffnungslos verheddert.

Die Frösche bestaunten den kleinen Kerl. „Ich heiße Quieki und das ist Quaki. Wir haben zwei Fragen. Wie heißt du, und bist du es, der die Seebewohner bestohlen hat?“ „Ich heiße Sprudelwudel und ja, ich habe den Seebewohnern ihre Sachen weggenommen, aber nur, damit ich sie irgendwo zu meinem Vergnügen verstecken kann, von einer Ausnahme mal abgesehen.“ „Die da wäre?“, fragte Quaki. Sprudelwudel wurde kleinlaut: „Na ja die Kekse, die hab ich alle aufgegessen, murmelte er fast unverständlich. Quaki strich über den blank geputzten Keksteller und nickte, während der kleine Wassergeist erzählte. „Den Muscheln habe ich ihre Perlen gemopst, den Korallen ihre Blumenkränze und den Seesternen die Holzpantoffeln. Ja und ihr vermisst ja sicherlich eure Flöten, die Liste ist aber noch viel länger.“ ""Also du warst das, der unsere Flöten gestohlen hat", entfuhr es Quieki. Und wieso tust du so etwas?“, fragte Quaki. „Weil es lustig ist, wenn die Seebewohner den See nach ihren Sachen absuchen. Ja und eure Flöten hab ich gemopst, weil es zur Abwechslung langsam mal Zeit für eine gute Tat war.“ „Du hast einen merkwürdigen Humor“, sagte Quieki und drehte die Augen heraus. „Mag schon sein, aber mir macht es eben Spaß, die vielen Sachen zu verstecken. Euch alle mit meinem Versteckspiel zu necken - ja und die Kekse, das gebe ich zu, die ließ ich mir schmecken“, erwiderte Sprudelwudel. „Such dir gefälligst ein anderes Hobby!“ „Und welches?“ „Wie wäre es, mit Unterwasserschach“, schlug Quaki vor. „Ich glaube, das ist nicht das Richtige für mich. Wenn ich’s mir genau überlege, bleibe ich lieber bei meinem Versteckspiel.“ „Weißt du, was das hier ist? Das ist ein Netz der Seespinne. Von Fröschen bekommt sie immer Durchfall, sagt sie. Aber Wassergeister wie du, sind gut bekömmlich. Was hältst du davon, wenn wir dich gleich bei ihr abliefern?“, fragte Quaki. „Bitte nicht“, zitterte Sprudelwudel und rang verzweifelt die Hände. „Na bitte, es geht doch. Und jetzt geben wir allen Seebewohnern ihr Eigentum zurück, abgesehen von dem, was du verspeist hast. Und im Fischpalast fangen wir damit an“, sagte Quieki. Der kleine Wassergeist widersprach nicht, denn auf eine nähere Bekanntschaft mit der Seespinne konnte er gut verzichten.

Die Frösche nahmen ihn in die Mitte und sie begaben sich gemeinsam zum Palast. Dort warteten die anderen gespannt, denn sie hatten keinen Erfolg gehabt. „Hallo, wir sind zurück und haben jemanden mitgebracht.“ Schüppchen warf dem kleinen Wassergeist einen neugierigen Blick zu. „Guten Tag, ich heiße Schüppchen. Das sind die Forellen, Schwimmchen und Flösschen. Der Wichtel hier ist mein Freund Puh. Wie heißt du?“ „Mein Name ist Sprudelwudel und ich bin ein kleiner Wassergeist. Bevor mich die Frösche an die Seespinne verfüttern, möchte ich mich doch lieber bei euch für mein Versteckspiel entschuldigen, auch wenn es mir großen Spaß gemacht hat. Ich gebe euch den Wasserball und den Keksteller zurück. Die Kekse kann ich nicht wiederbringen, die habe ich alle aufgegessen. Aber wenn es euch ein Trost ist, ich habe schreckliches Bauchgrimmen. Bestimmt waren sie schlecht!" "Schlecht! Mir fallen gleich alle Schuppen aus vor Wut“, ereiferte sich Schwimmchen, die sie gebacken hatte. „Wer hat dir denn gesagt, dass du sie alle in dich reinstopfen sollst?“ „Ich glaub’, das war mein Appetit. Und wenn der mir was sagt, kann ich ihm einfach nicht widerstehen. Entschuldigt.“ „Ach der war das“, lachte Schüppchen, „und wer hat dir geraten, meinen Ball zu verstecken?“ „Ach das, das war meine Langeweile. Die nervt mich immer so lange, bis wir beide zusammen etwas unternehmen.“ Jetzt lachten sogar die Forellen. „Ich glaube mit dir kann man eine Menge Spaß haben“, sagte Schüppchen, „komm doch morgen in den Palast und wir spielen zusammen Unterwasserschach. Meine Langeweile hat mir nämlich gerade geflüstert, sie hätte große Lust dazu.“ Sprudelwudel war einverstanden. Schüppchen gefiel ihm. Der kleine Wassergeist unterhielt sich noch eine Weile mit den Fischen, den Fröschen und Puh. Doch dann fiel ihm etwas ein: „Ich muss jetzt aber gehen. Schließlich möchte ich den anderen Seebewohnern auch ihre Sachen zurückbringen.“ „Und wir helfen dir dabei“, boten die Fische an. „Danke, ich glaube, ich kann jede einzelne Flosse gut brauchen“, sagte der Wassergeist, „ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie oft mich meine Langeweile in letzter Zeit genervt hat.“

Nun waren die Fische und der kleine Wassergeist schwer beschäftigt. „Ich hätte nie gedacht, dass du so viele Sachen gehamstert hast“, stöhnte Schüppchen, den das viele hin und her schwimmen an den Rand der Erschöpfung gebracht hatte. „Ich hab’ ja schließlich ein Jahr lang gesammelt“, erklärte der Wassergeist. „Na da haben wir ja noch mal Glück gehabt, dass die Frösche dich heute eingefangen haben. Wenn ich noch mehr Sachen zurückbringen müsste, bekäme ich einen Krampf in meiner Rückenflosse“, sagte Schüppchen. „Ich hab’ schon einen Krampf in der Schwanzflosse“, jammerte Schwimmchen. „Nicht schlappmachen!“, feuerte Sprudelwudel sie an, „die Seesterne brauchen noch ihre Holzpantoffeln zurück.“ „Sag mal deiner großen Klappe, dass sie sich halten soll“, sagte Schwimmchen ungerührt. „Das geht leider nicht. Wir sprechen schon seit drei Wochen nicht mehr miteinander. Du siehst, selbst wenn ich wollte, könnte ich es ihr nicht sagen.“ Und der sollte morgen in den Palast kommen? „Schüppchen, wenn der dein Dauergast wird, ziehe ich aus“, drohte Schwimmchen. „Keine Angst, so gut ist mein Nervenkostüm auch wieder nicht. Aber ein paar gemeinsame Stunden mit ihm ab und an sind gewiss ganz lustig“, sagte Schüppchen.

Endlich hatte auch der letzte Gegenstand zu seinem Besitzer zurückgefunden. Die drei Fische schwammen in Schüppchens Palast und schliefen dort sofort auf dem Sofa ein. Im Schlaf murmelte Schüppchen: „Wieso mussten wir den Fröschen eigentlich ihre Flöten zurückgeben? Sprudelwudel, klau sie bitte noch mal. Das Gedudel verfolgt mich noch im Traum.“ Sprudelwudel saß in seiner Grotte und massierte seinen brummenden Bauch: „Und die Kekse waren doch schlecht. Stimmt’s mein lieber Magen?“ Dieser knurrte bestätigend. „Hab’ ich’s doch gewusst.“

Die Frösche hatten inzwischen das Netz zur Seespinne gebracht und waren mit ihren Flöten an die Oberfläche gestiegen. Und auch Puh hatte sich verkrümelt. Der Zwerg wollte jetzt seine kalten Füße am warmen Ofen im Zwergenhaus wärmen und seinem blau gefiederten Mitbewohner haarklein erzählen, wie er, der große Detektiv, den Fall mit dem verschwundenen Wasserball gelöst hatte. Hoffentlich hatte Zwitschi Feuer gemacht.