Tortenschlacht

Zwitschi, der kleine blaue Vogel, wurde sanft von einem lauen Windhauch, der neugierig um den Lindenbaum im Zwergengarten streifte, wachgeküsst. Wie süß hatte er inmitten der frischen grünen Blättchen geträumt. Waren dort an dem Ast, auf dem er so fest geschlafen hatte, schon wieder ein paar dazugekommen? Wie schnell sich die Natur doch im Frühling veränderte. Die Sonne stand bereits hoch am Himmel und überzog die herrlich prangenden rosa-rot gestreiften Tulpen mit ihrem goldenen Schein. Wie hoch wollten ihre stolzen Blütenköpfe noch hinaus? Zwitschi wusste es nicht zu sagen. Neben den Tulpen standen die Narzissen in ihren weißen Kleidern. Sie schienen spöttisch auf die lila Krokusse hinabzuschauen, die niemals ihre Größe erreichen konnten, so sehr sie sich auch strecken mochten. Die Tulpen aber würdigten sie keines Blickes. Zwitschi hingegen liebte jede einzelne der schönen Frühlingsblumen in Puhs prächtig bunten Garten. Fröhlich zwitschernd umkreiste er sie und schnupperte an ihren Blüten. Bei den Freesien hielt er verträumt inne. Gewiss, sie waren recht unscheinbar in ein dunkles Gelb gewandet, aber sie dufteten so süß, dass der kleine Vogel länger bei ihnen verweilte als bei allen anderen Blumen. Als er sich auf den Weg zu den Hyazinthen machte, traf er auf Pünktchen. Das Reh hatte gerade Wasser am Springbrunnen getrunken und wünschte Zwitschi einen guten Morgen. "Ist das nicht ein wunderschöner Frühlingstag?", fragte es und sah entzückt einem orange-braunen Schmetterling hinterher, der sich auf eine der Tulpen setzte. "Oh, ja", strahlte Zwitschi, "so richtig zum Genießen. Diese Ruhe, einfach …" Da ließ ein markerschütternder Schrei das Zwergenhaus in seinen Grundfesten erzittern. "Verflixt und zugewichtelt noch mal, das kann doch wohl nicht wahr sein!", schrie Puh. "Ich rate dir, geh bloß in Deckung", meinte Pünktchen, "jetzt fliegt gleich das Küchenfenster auf und dann wirft er einen zähen hellgelben Frisbee in den Garten." "Woher willst du das wissen?", fragte der kleine Vogel interessiert. "Erfahrungswerte! Vor einer reichlichen halben Stunde kam jedenfalls so ein Ding herausgesegelt." "Und wo ist das jetzt?", erkundigte sich Zwitschi und sah sich nach allen Seiten um. "So genau kann ich das zwar nicht sagen, aber ich schätze mal, es liegt momentan noch in meinem Magen rum. Scheint ziemlich schwer verdaulich zu sein." Zwitschi staunte nicht schlecht. "Na ja", verteidigte sich Pünktchen, "ich bekomme ja nicht alle Tage ein Frühstück serviert." Zwitschi schaute gebannt zum Zwergenhaus hinüber. Das Reh schien recht zu haben. Das Küchenfenster wurde ruckartig aufgerissen und mit einem wütenden: "Ich könnte mich in der Luft zerreißen", schleuderte Puh etwas in den Garten hinaus. Zwitschi untersuchte es neugierig. Es war weder gelb noch rund. "Ein Topflappen", stellte er fest und wedelte damit vor Pünktchens Nase herum, "besteht deinerseits vielleicht Interesse an einem kleinen Dessert?" "Nein danke", schmunzelte das Reh, "obwohl ich glaube, dass dieser Topflappen auch nicht viel zäher ist, als das teigige Ding, das vorhin geflogen kam." "Gut, dann nicht", meinte der kleine blaue Vogel und verabschiedete sich mit dem rotweißkarrierten Topflappen im Schnabel. Die Neugier trieb ihn ins Zwergenhaus.

Aus der Küche war inzwischen das monotone Rattern eines Handrührgerätes zu vernehmen. "Ich hab dir ein Geschenk mitgebracht!", rief Zwitschi munter und landete auf dem Küchentisch. Puh drehte sich zu ihm herum und sagte brummig: "danke!", als er den Topflappen erblickte. "Du sag mal, was macht denn dieser platt gewalzte Eierkuchen in deinem Tortenring?" "Das ist kein Eierkuchen, das ist ein Biskuitboden", zischte der Wichtel erbost und warf Zwitschi giftige Blicke zu. "Aha Biskuit soll das sein", staunte der Vogel, "hat eher was von Schwammtuch." "Ich geb' dir gleich Schwammtuch", fauchte Puh und warf eines nach Zwitschi. Es verfehlte ihn allerdings und sauste in den Garten hinaus. Pünktchen, das interessiert herbeigelaufen war, wandte sich mit Grausen ab. Puhs Angebote wurden von Mal zu Mal schlechter. Welch ein Glück, dass es gleich beim ersten zugeschlagen hatte. Zwitschi meinte nur schlicht: "Bilde dir bloß nicht ein, dass ich dein Schwammtuch auch noch apportiere."

Puh rührte unterdessen unbeirrt weiter, was Zwitschi veranlasste, flugs hinüber zu ihm auf die Arbeitsplatte zu fliegen, um seinen neugierigen Schnabel in das Töpfchen zu stecken. "Was soll denn das werden?", wollte er wissen. "Schlagsahne", erklärte Puh knapp. "Ich dachte schon du machst Butter, im Anbetracht der dicken Flocken, die da im milchigen Bade schwimmen." "Butter!", schrie Puh und schaute in den Topf. Tatsächlich, kleine Flocken paddelten aufgeregt durch eine dünne weiße Plörre. Er hatte zu lang gerührt und sofort den Schuldigen ermittelt. "Das ist deine Schuld", sagte er zu Zwitschi. "Na klar, ich hab dir auch gesagt, mix mal schön weiter, bis es nicht mehr zu gebrauchen ist", spottete der Vogel. Der Wichtel funkelte ihn wütend an. "Das kann ich nur noch wegschütten", sagte er traurig und kippte den Inhalt des Töpfchens zu den Bioabfällen. "Wirf doch gleich deinen komischen Eierkuchen da hinterher", empfahl der Vogel. "Das ist Biskuit, verflixt", schimpfte Puh. "Biskuit oder Eierkuchen. Ist doch egal wie du es nennst. Hauptsache weg damit!" Und dabei zog er das hübsche blaue Köpfchen ein, denn Puh hatte mit Eierschalen nach ihm geworfen. Die zischten über Zwitschi hinweg und landeten ebenfalls wo? Na wo denn eigentlich? Natürlich, wie alles andere auch - im Garten. Pünktchen kam eilfertig herbei, untersuchte das Menü und machte eine abrupte Kehrtwendung. Menüvorschlag Nummer vier war eindeutig abgelehnt. "So, jetzt werde ich noch einmal frische Sahne schlagen und meinen Tortenboden mit einer Erdbeer-Joghurt-Sahne-Creme bestreichen." "Puhchen, dein Joghurtgemisch in allen Ehren, aber das Fundament …", meldete Zwitschi vorsichtig Zweifel an. "Hast du etwas zu bemängeln", fuhr in der Wichtel an. Er war sichtlich gereizt. "Na ja, ich jedenfalls würde darauf kein Haus aus Joghurt und Sahne errichten. Muss es denn unbedingt eine Torte sein, wenn Luzie, das niedliche kleine Wichtelfräulein, uns morgen besuchen kommt? Vielleicht schneidest du ihr zum heißen Kakao einfach einen gut gekühlten Apfel auf." "Ja es muss eine Torte sein. Und zwar diese. Luzie hat mir doch ein Backbuch geschenkt und ich hab ihr versprochen jeden Monat eine Torte daraus zu backen und diese hier ist die Erste", erklärte Puh. Und damit zeigte er auf ein aufgeschlagenes Buch. "Aber wenn ich mir den gelben Abwaschlappen in deinem Tortenring da anschaue hat der absolut nichts von diesem herrlich fluffigen Biskuitboden auf dem Bild da." Puh spannte sich, er schien um Meter zu wachsen. Langsam wurde es bedrohlich. Diese Wichtel vertrugen nicht das leiseste Fünkchen Kritik. Am besten, Zwitschi blies unauffällig zum Rückzug. Oder sollte er vielleicht doch noch bleiben und Puh beraten? Die Entscheidung wurde dem kleinen blauen Vogel durch Willy Kauz abgenommen, der auf dem Fensterbrett gelandet war und ihn fragte, ob er Lust habe, mit ihm verstecken zu spielen.

Eine halbe Stunde später saß Puh, das Kinn in die Hände gestützt am Küchentisch. Das Leben war so ungerecht. Da stellte man sich eine gefühlte Ewigkeit in diese verflixte Küche und gab sich Mühe und dann? Der Wichtel hatte inzwischen den Biskuitboden in handliche Bröckchen zerkrümelt und im Garten ausgestreut. Irgendwer würde sie schon wegholen, dann war wenigstens nicht alles umsonst. Aber nun? Sollte er noch einen dritten Versuch wagen? Wozu? Vielleicht hatte Zwitschi ja doch Recht und er sollte Luzie morgen zum heißen Kakao einfach einen Apfel aufschneiden. Oh diese Blamage! Aber er konnte sich auch nicht aufraffen und noch einmal von vorn beginnen. Manchmal war er so müde. Da zwitscherte es neben ihm: "Bin wieder zurück!" "was machst du denn schon wieder hier?", fragte Puh erschrocken. "Ich habe draußen lauter kleine hellgelbe Biskuitbrösel rund um dein Haus verstreut gesehen und dachte du könntest ein bisschen Trost gut brauchen", erklärte der kleine blaue Vogel und strich Puh mit seinem Flügel kameradschaftlich über den Handrücken. "Ich dachte du wolltest draußen im Garten mit Willy Verstecken spielen?" "Schon erledigt", gluckste Zwitschi amüsiert, "schau mal zu den Hyazinthen hinüber."

Als der Wichtel in den Garten hinausschaute hellte sich seine Miene schlagartig auf. Im Hyazinthenbeet, zwischen den rosa, rot, weiß und blau blühenden Blumen lag - die Flügel zur Seite ausgebreitet und die Augen fest geschlossen - Willy Kauz. Um ihn herum tollten die orange-braun gemusterten Schmetterlinge, auf seiner Schnabelspitze saß eine dicke Hummel und putzte sich und seine Füße wurden gerade von drei trägen fetten Regenwürmern in Augenschein genommen. Und Willy? Der zuckte nicht einmal. "Bist du sicher, dass er nur schläft und nicht vom Hyazinthenduft betäubt ist?", fragte Puh, nun doch ein wenig besorgt. "Ruhig Blut, ich hab's überprüft, bevor ich zu dir in die Küche geflogen bin. Zuerst habe ich ja auch vermutet er ist von dieser gewaltigen Duftexplosion ohnmächtig geworden, als er nach einem Versteck suchte, aber dann habe ich gehört, wie er die Melodie von "eh noch der Lenz beginnt" geschnarcht hat." "Er hat die Melodie geschnarcht?", war Puh überrascht. Bis heute hatte er nur gehört, wie Willy zwischen seinen Schnarchlauten Lieder sang, aber dass er nun auch Melodien schnarchte, war eine ganz neue Seite an ihm. Der Kauz wurde offenbar, während er schlief, zu einem echten Tausendsassa. Wenn Willy sich zu solchen neuen Höhen aufschwingen konnte, dann konnte Puh das auch. Und so beschloss er: "Ich hole die Eier." "Gut und ich werde dir helfen. Als dein persönlicher Assistent werde ich dir ungefragt mit Rat und Tat zur Seite stehen." "Also schön", meinte Puh und ging schnurstracks zum Kühlschrank. "Wie hast du dir deine Hilfestellung eigentlich vorgestellt?", fragte er, als er die Eier bereitgelegt hatte. "Na ich übernehme den verantwortungsvollen Teil, ich lese das Rezept vor."

"So Puh, als erstes musst du vier Eier trennen. Ich würde dir empfehlen, du legst eins in die Spüle, eins auf die Fensterbank, eins auf den Küchentisch und eins in den Backofen, dann sind sie weit genug voneinander entfernt, man könnte diesen Zustand auch als getrennt bezeichnen." Puh lachte lauthals. Dann warf er die Eier von einer Eierschalenhälfte in die andere bis das gesamte Eiweiß im Topf und das Eigelb in der Backschüssel war. "Oder eben so", brummelte Zwitschi, "und nun musst du Eischnee herstellen. Warte mal: Schnee? Wo sollen wir den denn jetzt hernehmen? Am Besten du bäckst die Torte im Winter. Mit Schnee sieht es draußen gerade übel aus." "Mein Backberater", kicherte Puh, dessen Laune sich immer mehr besserte, "Eischnee macht man, indem man das Eiweiß so lange rührt, bis man den Topf umdrehen kann ohne das was rausläuft." Und dann schaltete er das Rührgerät an. Im Töpfchen schäumte es, der Eischnee stieg immer höher. Zwitschi sah fasziniert zu. So viel aus so wenig. Wie war das möglich? Das musste doch Zauberei sein? Oder war es Zauber-Ei? "so jetzt hätten wir's", meinte Puh. Zwitschi guckte misstrauisch über den Topfrand, während der Wichtel den Topf hin und her schob. "Komm bloß nicht auf die Idee den Kübel über meinem Kopf umzudrehen", meinte er schließlich, da bewegt sich noch zu viel." "Gut, wenn du meinst", sagte Puh und stellte den Mixer wieder an. Nach einer Minute befand Zwitschi den Eischnee für gut und als der Wichtel den Topf über dem Kopf des kleinen blauen Vogels umdrehte rührte sich nichts. Dann mixte er das Eigelb, Zucker, eine kleine Prise Salz und das gesiebte Mehl zu einer breiartigen Masse. "Und jetzt vorsichtig den Eischnee unterheben, steht hier", las Zwitschi vor, "Wie stellen die sich das vor? wo kriegen wir denn jetzt eine Hebebühne her?" Puh schüttete sich aus vor Lachen. Dann nahm er einen Löffel zur Hand und befolgte die Anweisung: "darf ich vorstellen, meine Eischneehebebühne", kicherte er vergnügt und Zwitschi staunte. Er hätte dieses Küchengerät glatt für einen ganz normalen Esslöffel gehalten. Man lernte offenbar nie aus. Den Ofen hatte der kleine Vogel inzwischen vorgeheizt. Puh legte die Springform sorgfältig mit Backpapier aus und füllte den Teig hinein. "Genau so hat er auch ausgesehen, als ich ihn die anderen beiden Male in der Form hatte", zweifelte der Wichtel, nachdem er den Teig mit einem Teigschaber glatt gezogen hatte. "Nur Mut", sagte Zwitschi, "du lässt das Ganze jetzt erst mal eine Viertelstunde backen und ich komm dann wieder. Ich glaube ich sollte Willy nun langsam mal sagen, dass ich ihn gefunden habe." Und schon war er verschwunden. Puh sah seinem blau gefiederten Hausgenossen lächelnd nach. Am Küchenfenster lief gerade Pünktchen vorbei, das die Kuchenkrümelspur aufgenommen hatte. "Na ja, wenigstens weiß ich, was ich mit dem Ding da unten im Backofen mache, wenn es wieder zusammengefallen ist", lächelte der Wichtel und untersuchte sein Obstfach im Kühlschrank nach Äpfeln. Er förderte vier schrumplige Golden Delicious und einen wurmstichigen Jonagold zutage. Das konnte morgen ja ein heiterer Nachmittag werden!

Ein paar Minuten später kam Zwitschi wieder hereingeflattert. "so Puh, jetzt mach das Fenster zu, bevor du den Biskuitboden rausnimmst, hier unten steht nämlich als Fußnote, dass du beim Abkühlen Zugluft vermeiden sollst." "Mach ich", sagte der Wichtel. Ein Fünkchen Hoffnung flammte in ihm auf. Dieser Hinweis war ihm glatt entgangen. Wie gut, dass Zwitschi vorgelesen hatte. Und dann schloss er das Fenster. "Was ist eigentlich mit Willy, der liegt ja immer noch in meinem Blumenbeet?" "Der meditiert noch ein bisschen, sagt er zumindest. Ich würde es aber Schlafen nennen", kicherte Zwitschi. Der Wichtel klappte unterdessen die Backofentür auf. "Genau so hat er die vorigen Male auch ausgesehen, bevor er wieder in sich zusammengesunken ist", meinte er. "Erstaunlich", war Zwitschi verblüfft, der in dem luftig hoch gegangenen Biskuitboden nichts von dem platt gewalzten Eierkuchen erkennen konnte. "Warte mal ab, er fällt garantiert wieder ein", sagte Puh. "Na wenn du es ihm auch noch einredest, dann bleibt ihm ja fast nichts anderes übrig." "Also schön, beachten wir ihn nicht weiter und gönnen uns erst einmal ein schönes Gläschen Holundersaft", schlug der Wichtel vor. Zwitschi strahlte. Just in diesem Moment klopfte ein Schnabel gegen die Tür. "Wer kann das sein?", fragte Puh und verließ die Küche, um nachzusehen. Vor der Tür saß, mit breitem Grinsen, Willy Kauz. "Ich habe vernommen, hier gibt es Holundersaft." "Kannst du Gedanken lesen?", fragte Puh erschrocken und die Tür fiel ihm aus der Hand und knallte ins Schloss. "Ich habe nur ein wenig meditiert und meine innere Stimme hat mir Holundersaft geflüstert", erklärte Willy, "das ist doch nun wirklich nicht so schwer." Dem Wichtel stand der Mund vor Staunen offen, während Willy sich wie selbstverständlich an den Küchentisch setzte und auf sein Glas wartete.

Nachdem der Tortenboden nun abgekühlt war und noch immer keine unheilvolle Veränderung mit ihm vorgegangen war, traute der Wichtel dem Frieden endlich und schlug die Sahne. Willy schlürfte lautstark seinen Saft und putzte vergnügt seine Federn, die ein paar Tropfen abbekommen hatten. "Sahne wäre auch nicht übel", meinte er. "Ihr könnt die Schüssel ausschlecken, wenn ich die Torte fertig habe", bot Puh an. "Das ist ein Wort", meinte der Kauz strahlend und Zwitschi nickte zustimmend. Der Wichtelpürierte unterdessen die Erdbeeren, mixte den Joghurt darunter, gab Zucker und die aufgelöste Blattgelatine dazu und zum Schluss die Sahne. Die beiden gefiederten Freunde besahen sein Werk. "Sieht superlecker aus, ich glaube ich werde ganz müde und muss in die Schüssel fallen", sagte Willy. "Untersteh dich!", rief Puh entrüstet und riss sie heftig an sich. Er legte einen Tortenring um den Tortenboden und füllte die Joghurt-Sahnemasse hinein. "Perfekt", lobte Zwitschi, "sieht aus wie auf dem Bild. Fehlt nur noch die Weiße Schokolade." "Hab' ich im Kühlschrank und hätte ich beinahe vergessen", sagte der Wichtel und schlug sich gegen die Stirn. Dann dekorierte er die Torte. "Sieht zum Anschnabeln aus", meinte Zwitschi. Und während er sich die Torte noch ein wenig aufmerksamer besah, nutzte Willy die Gunst des Augenblickes und schlich sich zu der Schüssel, die sie gemeinsam ausschlecken durften. Puh gab dem kleinen Vogel einen Wink und der ließ die Torte Torte sein.

Nachdem Zwitschi den ganzen Abend lang der Schnabel in Vorfreude auf die Torte getropft hatte, sah es Puh als notwendig an, eine verlässliche Wache vor dem Kühlschrank zu postieren. Wer wäre da besser geeignet als Willy. Der hatte sich tagsüber gründlich ausgeschlafen und war nach einer ordentlichen Portion Joghurt-Sahne pappsatt gewesen. Mitten in der Nacht wurde Puh von lautem Getöse aus der Küche aus dem Schlaf gerissen. "Schnabel weg, du Vielfraß, du hast hier am Kühlschrank nichts verloren! Husch fort mit dir!" Das Mondlicht fiel auf Zwitschis Schlafkörbchen. Es war besetzt. Welcher Schnabel war dann also am Kühlschrank? Puh schlüpfte in seine Hausschuhe und schlich auf leisen Sohlen zur Küche. Dort kreischte Willy noch immer in den höchsten Tönen: "Fort mit dir hab ich gesagt, mach die Flatter du Tortendieb." Als Puh um die Ecke sah und das Licht anknipste fand er nur Willy, der mit geschlossenen Augen, Wild mit beiden Flügeln schlagend vor dem Kühlschrank hin und her hopste. Da musste er laut loslachen, was Willy in seinen Kampfhandlungen allerdings nicht störte. "Na ja, meine Alarmanlage hat sich eben schon mal vorsorglich aktiviert", meinte er, knipste das Licht aus und ging wieder schlafen.

Am folgenden Nachmittag saßen sie alle um den liebevoll mit frischen Blumen geschmückten Tisch im Garten - Puh, Willy, Zwitschi und Luzie, die ein knielanges rosa Kleid mit Strasssteinen und pinkfarbenem Bindeband trug. Ihre dunkelblauen Zöpfe schmückten pinke Röschen und silberne Schmetterlingsspangen steckten an den Seiten. Ihre zierlichen Sandalen waren ebenfalls pink. Sie sah wieder mal wunderhübsch aus und Puh hatte nur Augen für sie. Und sie? Sie hatte nur Augen für die Torte. "die ist dir aber toll gelungen. Und farblich ist sie genau auf mein neues Kleid abgestimmt. Du bist ein wahrer Künstler", lobte Luzie den Wichtel. "Ja, es war auch kinderleicht diese schöne Torte zu backen", erklärte Puh stolz. "tut mir leid, dass ich dir ein Backbuch mit Backideen für Einsteiger geschenkt habe. Wie dumm von mir. Zum Glück habe ich heute Morgen das richtige für dich erstanden. Sieh mal: "Backen für Fortgeschrittene". Ich freu mich schon auf deine erste mehrschichtige Buttercremetorte." Und dann holte sie das unheilvolle Geschenk aus ihrer pinken Handtasche. Zwitschi rief lauthals: "Pünktchen, dein Frühstück für die nächsten Wochen, was sag ich - Monate, ist gesichert!" Doch Luzie verstand ihn nicht und ließ sich die Torte schmecken.